Der goldene Drache, Foto: Anna Kolata
Friday
24.03.
19:30

Der goldene Drache

In der winzigen Küche des Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurants »Der goldene Drache« arbeiten »fünf Asiaten«. Unter ihnen ein Chinese, der von seiner Familie nach Westeuropa geschickt wurde, um seine Schwester zu suchen. Er leidet an quälenden Zahnschmerzen. Ein Zahnarztbesuch kommt aber nicht in Frage: Der Chinese hat keine (gültigen) Papiere. Zeitgleich wird seine Schwester, die ebenfalls illegal eingereist ist, im selben Haus von einer Ameise aufgenommen, ohne dass er es weiß.Weiterlesen

In der winzigen Küche des Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurants »Der goldene Drache« arbeiten »fünf Asiaten«. Unter ihnen ein Chinese, der von seiner Familie nach Westeuropa geschickt wurde, um seine Schwester zu suchen. Er leidet an quälenden Zahnschmerzen. Ein Zahnarztbesuch kommt aber nicht in Frage: Der Chinese hat keine (gültigen) Papiere. Zeitgleich wird seine Schwester, die ebenfalls illegal eingereist ist, im selben Haus von einer Ameise aufgenommen, ohne dass er es weiß. Die Geschichte des Geschwisterpaares (so nah und doch so fern von einander) bildet die Klammer für mehrere kleine Erzählungen von jener Menschenverachtung, mit denen gesellschaftlichen Minderheiten begegnet wird.

Zu welchen Opfern ist der Mensch bereit, um den prekären Lebensbedingungen der eigenen Heimat zu entkommen – in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen für sich und für seine Familie? Was bedeutet es, als nicht dokumentierter«, als »illegaler« Mensch in einem fremden Land zu leben? Peter Eötvös’ Kammeroper »Der goldene Drache«, die auf dem gleichnamigen Drama von Roland Schimmelpfennig basiert, erzählt von den Schattenseiten der Globalisierung und des Kapitalismus, von einem Zyklus menschlicher Ausbeutung.

Fünf Sänger*innen schlüpfen dabei in rund 20 Rollen – darunter zwei Flugbegleiterinnen, eine asiatische Familie, eine Ameise, eine Grille, ein Kioskbesitzer. Der Komponist findet in seiner fesselnden Partitur, deren Instrumentarium chinesische Bongo-Trommeln, ein Gemüsemesser und fünf Schnapsgläser einschließt, zu einer musikalischen Sprache, die in Verbindung mit einer abstrahierenden Distanz zum Erzählten die Härte des Sujets ebenso wie die Absurditäten und emotionalen Momente der Handlung deutlich zutage treten lässt. Indem die Inszenierung jene Stereotypen spiegelt, die Mehrheitsgesellschaften Minderheiten zuschreiben und indem sie die negativen Auswirkungen der Globalisierung ins Absurde treibt, schärft sie unseren Blick für jene verdrängten Strukturen, die Teil unseres Lebens sind. Welche Mitschuld hat unser eigener Mangel an Empathie und unser rücksichtsloser Lebensstil am Schicksal der »Illegalen« dieser Welt

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