Foto: Heroin, Sascha Taylor für flickr.com, cc-by-sa-2.0., https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en
Tuesday
06.06.
18:00

Berlin auf Droge

Heroinkonsum in der Mauerstadt zwischen Psychiatriereform und AIDS-Phobie in den 1970er- und 1980er-Jahren

Wissenschaftshistorisches Seminar mit einem Vortrag von Thomas Beddies
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Heroinkonsum in der Mauerstadt zwischen Psychiatriereform und AIDS-Phobie in den 1970er- und 1980er-Jahren

Wissenschaftshistorisches Seminar mit einem Vortrag von Thomas Beddies

Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde Heroin in der Bundesrepublik und in West-Berlin zur dominierenden Substanz unter den verbotenen Drogen. Städtische Drogenszenen zogen öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und offenbarten nicht nur eine Überforderung der ausführenden Gewalt und der Gerichte – auch die sich im Reformwandel befindenden Psychiatrien zeigten Probleme im Umgang mit der Situation.

Im Vortrag werden jene Phänomene analysiert, die die gesellschaftliche Sicht auf das Heroinproblem in den 1970er und 1980er Jahren bestimmten. Dabei wird die substanzbezogene Sucht nicht allein als pathophysiologische Tatsache erfasst. Heroinsucht ist als individueller Krankheits- und psychische Ausnahmezustand zu verstehen und begründet eine gesellschaftliche Problemlage, die zur damaligen Zeit außerordentliche Maßnahmen zu rechtfertigen schien.

Die Reaktionen zwischen Pönalisierung und Akzeptanz des Heroinkonsums führten zum Verlust der psychiatrischen Monopolstellung bei der Deutung und Behandlung der Drogensucht sowie zu einer Diversifizierung (aber auch einer neuen Unübersichtlichkeit) in der Drogenpolitik und im Umgang mit den Konsumentinnen und Konsumenten, die bis in die Gegenwart wirkt. Als maßgebliche Einflussfaktoren werden dabei innerpsychiatrische wie auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen einbezogen, wie die „Psychiatrie-Enquete“ oder das Aufkommen von HIV/AIDS.

Thomas Beddies ist Medizinhistoriker und stellvertretender Leiter am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité. Seine Forschungsgebiete umfassen die Medizingeschichte Berlin und Brandenburgs im 19. und 20. Jahrhundert, Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus, Geschichte der Pädiatrie und Geschichte der Psychiatrie.

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