St. Anna und St. Katharina

St. Anna und St. Katharina

St. Anna und St. Katharina

Die Kirche soll im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein (Höhne). Geweiht wurde sie der Hl. Anna und Katharina.

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Die Kirche soll im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein (Höhne). Geweiht wurde sie der Hl. Anna und Katharina.

In einem Vortrag am 16.3.1884 führt Pastor Martin aus: „Akten aus dem 12. Jh. belegen, daß der Gottesdienst ursprünglich nicht in Gütz, sondern in Wölls abgehalten wurde. Wahrscheinlich in einer Holzkapelle.“ Sie unterstand dem Kloster auf dem Petersberg, einem Augustinerchorherrenstift, Grablage der Wettiner. Die wichtigste Aufgabe des Mönchpriesters bestand wohl in der Christianisierung des Wendengebietes, denn Welcice/Wilciz (dt. Wölls) war wendisch („Wenden“ ist die alte Bezeichnung für sorbische Stämme der Westslawen). Der Priester hatte auch Messen in der Kapelle auf dem Landsberge (Kapellenberg) durchzuführen.

Zerfallserscheinungen der Wöllser Kapelle, wohl auch Sicherheitsfragen, machten ein neues Gotteshaus notwendig. So wählte man den günstigeren Standort im ebenfalls sorbischen Chutitz (Gütz), inmitten einer von Sorben erbauten Wasserburg im Sumpfgebiet des Strengbaches mit ihren Befestigungen aus Erdwällen und Baumstämmen. Die letzten Reste wurden erst 1886 auf dem Friedhof beseitigt. Als Baumaterial für die Kirche verwendete man Porphyrsteine, ein Ergussgestein der Umgebung.

Die Einführung der Reformation erfolgt um 1540 – Herzog Heinrich von Sachsen (gest. 1541), ein Anhänger Luthers, ordnete 1539 Kirchenvisitationen nach chursächsischem Vorbild an. Ein Jahr später werden in Gütz die ersten Pfarrmatrikel angelegt. Jacobus Rudel wird zu dieser Zeit als letzter katholischer und erster Pfarrer evangelischen Bekenntnisses genannt. Es ist anzunehmen, dass er den Glaubenswechsel vollzog und die Reformation eingeführt wurde.

Das Patronatsrecht übt anfangs das Kloster auf dem Petersberge aus. Pfarrer Jakob Brauer (1557-1566) beginnt sein Kirchrechnungsbuch mit den Worten: „Zu vermerken das die Pfarr Geutz vom Amte Petersberg zu Lehen …“. Das Kloster prüft die Bücher, nach der Säkularisierung (Verweltlichung) der Amtsschösser (Abgaben-/Steuereinnehmer). Später wird das Patronat mit seinen Rechten und Pflichten an das Rittergut Klein-Wölkau bei Delitzsch abgetreten. Gründe und Zeitpunkt sind nicht bekannt. Der dortige Patron besetzt z.B. 1902 die 2. Lehrerstelle mit Bernhard Brühl. (1896 übt Amtsrat Donner die Rechte aus, um 1930 Herr v. Erhard.)

1777-1779 erfolgt ein Kirchenumbau, bei dem das Kirchenschiff eine Erhöhung mit Tonnengewölbe und die barocke Einrichtung erhält. 1854 wird in einem weiteren Umbau der Turm erweitert, beim zweiten Umbau 1883 erhält er sein heutiges Aussehen mit neugotischer Spitze und einer Turmhöhe von 38 m.

Die Kirchengemeinden Gütz und Landsberg werden 1954 vereint. Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen erfolgen danach in Gütz immer seltener, die letzte Konfirmation ist am 13.5. 1956.

1972 richtet ein Sturm am Dach erhebliche Schäden an. Das ist offenbar ein Signal für Einbrecher und Vandalen, sie rauben und zerstören die Inneneinrichtung und beschädigen die Fenster. Da Mittel zur Werterhaltung nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, zerfällt die Kirche zunehmend. Darauf gibt die Kirchenbehörde das Bauwerk 1976 auf, verkauft das Pfarrhaus und untersagt Bestattungen auf dem Friedhof, der nachfolgend verwildert. Lt. Schreiben des Instituts f. Denkmalpflege vom 6.5. 1980 ist der Zustand der Kirche katastrophal. Überall sind Spuren des gewaltsamen Eindringens festzustellen. Von der Orgel sind sämtliche Zinnpfeifen und ein Teil der Holzpfeifen gestohlen, der Spieltisch gewaltsam zerschlagen. Eine Rekonstruktion ist nicht mehr möglich.

Ein Neubeginn nach der Wende: Mit Mitteln des Bundes im Rahmen des Modellstadtvorhabens „Landsberg/Saalkreis“ kann der Turm außen saniert werden.

1992 beginnen auf Initiative von F. Engleitner und E. Meister, unter Mitwirkung vieler Einwohner, Aufräumungsarbeiten auf dem Friedhof. Alte Grabstellen werden erneuert bzw. beseitigt, neue Eingangstüren eingebaut und unter Anleitung von A. Matschulla, Petersdorf, ein neuer Brunnen gebohrt. Auch die Feierhalle erfährt eine grundhafte Sanierung, dafür fertigt A. Engleitner zwei kleine Bleiglasfenster an. Als Symbol des Anfangs gilt eine kleine, wild gewachsene Eiche in der Nähe der Feierhalle. Jetzt erteilt das Konsistorium Magdeburg die Erlaubnis, wieder Bestattungen vorzunehmen.

Nach Jahren der Arbeit befindet sich die Anlage nun in einem sehenswerten, würdevollen Zustand. Zu notwendigen Pflegearbeiten werden in jedem Frühjahr Helfer aufgerufen. Ab Juni 2003 sind anonyme Bestattungen an separater Stelle möglich.

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